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Sorgenzeiten festlegen

Erfahrungsbericht Angst

Dies ist ein persönlicher Erfahrungsbericht einer Erfahrenen mit Angststörungen. Da Menschen Ängste sehr unterschiedlich wahrnehmen, können sich Ängste so oder auch ganz anders anfühlen.

„Heute habe ich es mal wieder nicht geschafft, meinem Bestreben auf ein normales Leben nachzukommen - eine Irre auf dem Weg zur Arbeit entscheide ich, dass ich heute nicht kann. Eingeschlossen in die grellen polternden Waggons der U Bahn trete ich, die Aufgebende, den Rückweg an. Die üblichen Fratzen und dosenbiertrinkenden Gestalten sind auch da. Wir durchkreuzen die Unterwelt, meine Gedanken hüte ich wie meine Augäpfel tief eingeschlossen in meinem Schädel. Mit beiden Händen presse ich mein Herz in die Brust, dass es nicht zerspringt und die Lippen knochentrocken aufeinander. Ich habe Angst der Wunsch, meine Verzweiflung herauszuschreien, könnte übermächtig werden. Ich möchte aber unbemerkt bleiben, unauffällig an allem vorbei kommen. Aber es gibt hier keinen Unterschlupf, keine Pause, keine Rast. Haltlos. In mir finde ich Unruhe und in jeder angespannten Faser meines Körpers nur das tiefe Gefühl der Angst. Wenn ich meine Augen schließe sehe ich meine Lider von innen, sie sind rot und zucken.

Neben mir sitzt eine korpulente ältere Dame im Kostüm. Sie sieht streng ins Nichts. Ich möchte meinen Kopf an ihre Schultern lehnen ohne Erklärung, ohne zu fragen. Auf meinem Viertel Quadratmeter sitze ich stocksteif, eine Kriegerin, niemand sieht, das ich um mein Leben kämpfe, um die Reste meines Bewusstseins. Die Panik kommt in Wellen, wabert in meinen Eingeweiden vor und zurück.

Ich hab keine Verbindung zu niemanden, ich löse mich jetzt langsam auf, mein Denken, mein Fühlen zersetzt sich. Aber nichts davon passiert wirklich. Gleich muss ich den Weg zum Ausgang finden und gehen. Es scheint unmöglich. meine Beine sind abgetrennt von meinem Kopf, ohne Gefühl.

Die Dame mit dem strengen Blick steht auf, sie ist groß und steigt über meine Beine, sie berührt mich nicht.Wie ein geduckter Schatten folge ich ihr zum Ausgang, atemlos zur Rolltreppe hinaus ans Tageslicht. Ich werde ihr folgen und mit ihr nach Hause gehen. Sie wird nicht mehr streng sein, sie ist ein Berg, in den ich mich graben kann. Ich verliere sie und stehe allein an der befahrenen Kreuzung, überall rauscht der Verkehr.

Ich wanke, ich falle fast um, mein Mund ist voller Gift, mein Hirn zieht sich so komisch zusammen, gleich wird es meinen Kopf sprengen. Wenn ich es schaffe, in den Bus zu steigen, werde ich überleben. der Bus kommt und ich steige ferngesteuert ein, aber ich bin drin, ich überlebe, langsam löst sich der Krampf, ich fühle mich wieder ganz. Ich lebe.“

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