Stabilität im Alltag finden

Bevor sich Menschen in einer Psychose in eine Behandlung begeben, entwickeln sie eigene Strategien und Aktivitäten, um sich besser zu fühlen. Das heißt: die meisten Menschen in einer Psychose verfügen bereits über einen großen Schatz an Ressourcen und Selbstheilungskräften.

Im Laufe der Behandlung sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Psychotherapeuten überlegen, welche der Strategien hilfreich sind und wie diese Ressourcen noch weiter gestärkt werden können. Dieser sollte Sie auch zu weiteren Selbsthilfemöglichkeiten, etwa Selbsthilfegruppen oder Peer-Beratung, ermutigen.

Die folgenden Selbsthilfemaßnahmen können in einer Krise hilfreich sein und dazu beitragen, einen Rückfall zu verhindern:

Gewohnte Umgebung

Es ist wichtig, in gewohnter Umgebung zu sein mit Menschen, die Ihnen vertraut sind.

Vertrauen zum Therapeuten:

Es ist hilfreich einen Therapeuten oder Arzt zu haben, auf dessen Beziehungs- und Tragfähigkeit Sie sich verlassen und dessen Urteil Sie trauen. 

Auf Ihre Gesundheit achten

Achten Sie auf Ihre Grundbedürfnisse: auf gesundes Essen und Trinken, auf regelmäßigen Schlaf, auf frische Luft, regelmäßige Bewegung und Entspannung. 

Auf Frühsignale achten

Achten Sie auf die für Sie persönlich wichtigen Frühsignale. Versuchen Sie aber auch, sich nicht dauernd durch die Krankheitsbrille zu beobachten. Das kann nur verwirren und das schönste Leben vermiesen. 

Selbsthilfe

Es kann hilfreich sein, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Man erfährt dort viel Verständnis von gleich Betroffenen, kann voneinander lernen und gemeinsam aufeinander achten. 

Aktiv bleiben

Es kann hilfreich sein, gewohnte Aktivitäten beizubehalten. Versuchen Sie einen Aktivitätsgrad zu finden, der für Sie richtig ist – nicht zu viel und nicht zu wenig: Abwechslung, aber nicht Verwirrung; Beständigkeit, aber nicht Eintönigkeit. Was für jeden ungesund ist (z. B. Schichtarbeit), ist in der Regel auch für Menschen mit Psychosen nicht besonders zu empfehlen.

Vertraute Kontakte

Achten Sie bei Kontakten und Beziehungen auf Ihre ganz persönlichen Maßstäbe und Bedürfnisse: Wenige gute Freunde sind besser als viele schlechte. Manchmal kann auch Rückzug schützen, aber ein wenig Austausch braucht wohl jeder. Auch weiter entfernte, aber zuverlässige Kontakte können Halt geben. 

Hoffnung behalten, sich selbst akzeptieren

Auch wenn das merkwürdig klingt: Die meisten Symptome haben einen Sinn, sind gleichzeitig Störung und Schutzmechanismus der Seele. Insofern lohnt es sich, die psychotischen Erfahrungen mit sich und seinem Leben in Verbindung zu bringen und sich dafür passende Hilfe zu holen.

Menschen mit Psychose-Erfahrung fühlen sich manchmal für die ganze Welt verantwortlich oder für bestimmte Dinge schuldig. Sich nicht abgrenzen zu können, nennen wir in westlichen Kulturen manchmal allzu schnell „psychotisch“. Es gab und gibt Kulturen, in denen diese Abgrenzung weniger wichtig ist und in denen das Hören von Stimmen (z.B. von Ahnen) als Fähigkeit gesehen wird.

Auch berühmte Menschen hatten und haben Psychose-Erfahrung. Manche geniale Werke würden fehlen, wenn diese Menschen nicht Ausnahmezustände gehabt hätten. Das heißt nicht, dass Genie und Wahnsinn eins sind. Aber bestimmte Denk- und Wahrnehmungsmuster hinter sich zu lassen, ist für Kunst und Psychose bedeutsam. 

Viele Psychose-Erfahrene lernen, ihre Erfahrung so zu verarbeiten, dass sie andere bei der Genesung als sog. „Peer-Berater“ begleiten können. Auch das macht Mut: zu sehen, dass Psychosen zwar eine große Verunsicherung und Herausforderung für alle Beteiligten bedeuten, aber keine Katastrophe sein müssen. 

Literaturtipps:

Hansen, H. (Hrsg.) (2013). Der Sinn meiner Psychose: Zwanzig Frauen und Männer berichten. Neumünster: Paranus Verlag.

Bock, T., Klapheck, K. & Ruppelt, F. (2014). Besinnung und Genesung - Erfahrungen und Forschungen zum subjektiven Sinn von Psychosen, Psychiatrieverlag

Bock, T. (2012). Eigensinn und Psychosen - Noncompliance als Chance, Neumünster: Paranus Verlag.

Rechts finden Sie zum Download und ausdrucken eine Liste der gebräuchlichsten Aktivitäten und Strategien. Schreiben Sie sich Ihren eigenen Genesungsplan!

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