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Formen und Verläufe
Welche Formen und Verläufe von Psychosen gibt es?
Der Begriff ‚Psychose‘ ist ein Überbegriff für verschiedene psychische Erkrankungen, bei denen Halluzinationen oder Wahn zu den auffälligsten Problemen gehören.
Wenn Sie solche oder ähnliche Veränderungen in Ihrer Wahrnehmung und Ihrem Denken erleben, kann es sein, dass Ihr Arzt oder Psychotherapeut z.B. eine „Schizophrenie“, „Schizoaffektive Störung“ oder „Bipolare Störung“ feststellt (in der Fachsprache: diagnostiziert).
Überblick über die unterschiedlichen Formen von Psychosen
Psychiatrische Diagnose | Erscheinungsbild |
---|---|
Akute vorübergehende psychotische Störung | Psychotische Symptome treten dabei meistens plötzlich und häufig als Reaktion auf einen großen persönlichen Stress auf, zum Beispiel ausgelöst durch den Tod eines nahen Angehörigen. Die Symptome sind häufig sehr schwer, jedoch genesen die meisten Patienten wieder schnell. |
Bipolare Störung | Im Rahmen von bipolaren Störungen erleben manche Menschen auch psychotische Symptome. Menschen mit bipolaren Störungen (manisch-depressiven Erkrankungen) erleben sehr starke Schwankungen im Antrieb, im Denken und in der Stimmung. Sie erleben depressive Phasen und sehr aktive Phasen mit euphorischer oder ungewöhnlich gereizter Stimmung. |
Drogeninduzierte Psychose | Der Gebrauch oder das Absetzen von Drogen und/oder Alkohol kann mit dem Auftreten psychotischer Symptome verbunden sein. Normalerweise verschwinden die Symptome nach Absetzen der Drogen. |
Organische Psychose | Manchmal treten psychotische Symptome im Rahmen von Erkrankungen auf, bei denen die Gehirnfunktion gestört wird, zum Beispiel bei Enzephalitis (Entzündung des Gehirns), AIDS, Tumoren oder Epilepsie. Normalerweise sind dabei auch andere körperliche Symptome vorhanden. |
Schizoaffektive Störung | Es gelten dieselben Kriterien wie bei der Schizophrenie, nur dass gleichzeitig Stimmungsveränderungen wie Manie und/oder Depression vorliegen. Im Vergleich zu bipolaren Störungen treten psychotische Symptome auch außerhalb von manischen und depressiven Phasen auf. |
Schizophrenie | Beschreibt eine psychotische Erkrankung, bei der das psychotische Erleben und die damit verbundenen Änderungen im Verhalten über mindestens sechs Monate bestehen. Die Symptome und die Dauer der Erkrankung sind von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. |
Schizophreniforme Störung | Es gelten die gleichen Kriterien wie bei der Schizophrenie, nur dass das psychotische Erleben und die damit verbundenen Änderungen im Verhalten weniger als sechs Monate bestehen. |
Anhaltende wahnhafte Störung |
Menschen mit einer wahnhaften Störung erleben vor allem Wahnvorstellungen. Andere Symptome treten nur vorübergehend und in milder Form auf. |
Psychosen können plötzlich oder auch schleichend entstehen. Sie beeinflussen das Leben der Betroffenen auf sehr unterschiedliche Weise. Die verschiedenen Formen von Psychosen haben sehr unterschiedliche Ursachen und Symptome. Sie können eine kurze, aber auch sehr lange Zeit anhalten. Viele Menschen führen trotz schwerer psychischer Erkrankungen - etwa einer Schizophrenie - ein glückliches und erfülltes Leben.
Verläufe von Psychosen
Der Verlauf von Psychosen ist von vielen Faktoren abhängig und kann sehr unterschiedlich sein:
- Manche Menschen werden einmal psychotisch und nie wieder. Oder sie haben nach dem zweiten oder dritten Mal bestimmte Spannungen und Konflikte bewältigt und zu mehr innerer Ruhe gefunden.
- Andere müssen damit rechnen, in tiefen Lebenskrisen wieder psychotisch zu werden.
Sie können aber unter Umständen lernen, rechtzeitig gegenzusteuern.
- Wieder andere erleben über längere Zeit psychotische Symptome oder haben häufig bestimmte psychotische Wahrnehmungen. Auch sie können unter Umständen lernen, dass diese besondere Form der Wahrnehmung nicht nur einschränkend, sondern auch eine Bereicherung sein kann.
Niemand weiß genau, wie viele Menschen in welche Gruppe gehören. Niemand kann den Krankheitsverlauf eines Einzelnen vorhersagen (in der Fachsprache: Prognose).
In der Regel gilt jedoch: Je schneller eine Psychose behandelt wird, desto günstiger ist die Prognose. Es bleibt immer Hoffnung!